Für Außenstehende konnte die tierische Lage im geteilten Berlin sprachlich leicht in Verwechslung geraten. Der Zoologische Garten lag im Westteil, der Tierpark im Ostteil der Stadt. Der Tiergarten war gar kein Zoo und lag wiederum im Westen. Nach dem Mauerbau war er unerreichbar für Ostberliner, auch wenn ein Bericht im „Neuen Deutschland“ zum Besuch des neuen Tiergartens riet und dabei den Tierpark meinte. Trotz Teilung behielten die Berliner Gemeinsamkeiten. Sie liebten ihre Zoos. Sie vergötterten ihre Zootiere, wie es in keiner anderen Stadt der Fall war und sie verloren nie ihren Humor. Mehrfach im Jahr ging man, vor allem im Westteil der Stadt, in seinen Zoo, und sicher dachte man dabei nicht an die große Politik. Jan Mohnhaupt nimmt seine Leser nun kurzweilig, anekdotenreich und unumwunden mit, auf die politischen Spuren, die sich schon in der Lage der Zoos spiegeln. Der Zoologische Garten lag mitten in der neuen City-West. Dicht gedrängt stand hier Gehege an Gehege. Seine Besucher jagte der beengte Parcours von einer Attraktion zur nächsten. Manche Tiere hatten sogar die Bombennächte des Zweiten Weltkrieges in der Stadt erlebt und waren durch die Blockade gefüttert worden. Der Tierpark wurde erst 1958 gegründet und fand sein Gelände in der großen Weitläufigkeit um das Schloss Ludwigsfelde. Sein Direktor folgte der Idee einen Naturpark erschaffen zu wollen. Hier fand man Ruhe und endlose Spaziergänge von Tier zu Tier. Lag der Ku-Damm, der Kurfürstendamm im Westen gleich um die Ecke, bot der Tierpark mit seinen Huftiergehängen den Kuh-Damm Ost. Schöner als mit dieser Führung durch zwei Zoos auf den zwei Seiten einer Stadt, lässt sich ins Berlinerische vereint getrennte Mauerleben nicht einsteigen.