Wahrnehmung ist nie absolut, sondern immer auch eine Interpretation. Zeichnen bedeutet daher, eine Vorstellung in die Welt zu bringen. Illustrieren ist auch immer der Versuch dem Text ein Geheimnis abzulauschen und sichtbar zu machen – ein Geheimnis, dessen sich der Autor vielleicht gar nicht bewusst war. Illustrieren bedeutet interpretieren, bedeutet zwischen den Zeilen lesen.
Reinhard Michl, Illustrator, Zeichner, Maler
Mit diesem Abend eröffnen wir eine kleine Ausstellung seiner Illustrationen und Bücher, die im Juni im Buchpalast zu bestaunen sein wird und wollen hinter die Kulissen seines Schaffens blicken. Durch den Abend führt Kunsthistorikerin Susanna Partsch.
"Die Flüchtigkeit des Augenblicks sitzt mir oft im Nacken", erzählt Reinhard Michl, als er mir die fein edierte Ausgabe seines Skizzenbuches in die Hand drückt. Ich kenne ihn als großartigen Zeichner von Tieren und als Illustrator vieler Bilderbücher, die man schon Klassiker nennen darf. Vor allem den Katzen vermag er aus jedem Blickwinkel neue Facetten abzugewinnen. Mit dem menschelnden Unterton in seinen Tierdarstellungen zaubert er uns immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht. Umso mehr beeindruckt mich in seinem Skizzenbuch das auf die Schnelle hingeworfenen Neben- Mit- und Zueinander der Menschen. Michl zeigt sie, wie sie auf Stühlen sitzen, an Tischen kleiner Cafés und Bars lehnen oder es sich am Strand gemütlich gemacht haben, sei es auf Lesvos oder in Uffing. Gemischt mit Illustrationen und Coverideen zu seinen Büchern ist dieses Skizzenbuch eine Augenweide abwechslungsreicher Szenerien, das in gekonntem Strich den Augenblick einfängt, ein Entdeckerparadies erster Zeichenenwürfe.
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wurde 1948 in Niederbayern geboren und studierte nach einer Schriftsetzerlehre an der Akademie der Bildenden Künste in München. Noch während des Studiums begann er für Verlage zu arbeiten. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Troisdorfer Bilderbuchpreis. Weitere Informationen unter: www.reinhard-michl.de
wurde 1952 geboren, studierte Kunstgeschichte, Ethnologie und Pädagogik in Heidelberg und arbeitete danach am Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum. Seit 1985 lebt sie als freie Autorin in München. Für ihr Buch Haus der Kunst wurde sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Weitere Informationen unter www.susannapartsch.de
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