Adelaine ist sehr empfindsam. Laute Geräusche, grelles Licht, starke Gerüche schmerzen ihre Sinne. Sie ist, wie auch schon eine ihrer älteren Schwestern, autistisch. Das ist keine Krankheit sondern eine neurologische Spielart. Überreizt man Addies Sinne, fühlt sie sich unfähig, die daraus entstehenden Probleme zu lösen. Aber wenn Addie ein Thema packt, ist sie mit einer Präsenz und Durchsetzungskraft dabei, die Staunen macht. So auch, als sie beginnt, sich mit Hexenprozessen und den hier unschuldig ausgegrenzten und getöteten Frauen zu beschäftigen, für die sie sich eine Gedenktafel im Ort wünscht. Gekonnt spielt McNicholls so in großem geschichtlichen Bogen mit der Thematik des Andersseins. Dem gesellschaftlichen Unverständnis und der Intoleranz. Ganz nebenbei bricht sie eine Lanze für das so oft missverstandene Wesen des Autismus, das Lesende an Greta Thunberg denken lassen kann, und eröffnet den Blick in ein spannendes, neurologisches Seelenleben.