In den Nachtclubs der 50er Jahre in San Francisco gab es viel, dass bei Tageslicht betrachtet in keiner Weise mit den damaligen gesellschaftlichen Normen konform ging. So auch das Bekennen zu homoerotischer Liebe und Frauen, die männlich gekleidet auf der Bühne glänzten. Lily und ihre Klassenkameradin Kath werden sich diesen Undercoverraum des Telegraph Club erobern, sich selbst und ihre Liebe zueinander entdecken und weitere Freundschaften schließen, in die queere Community San Franciscos hinein. Das alles musste natürlich absolut geheim bleiben, denn obendrein sind beide erst 17 Jahre alt. Minderjährig bis zu einem Alter von 21 Jahren hatten die Eltern viel Mitspracherecht bei der Lebensweise junger Menschen.
Lily ist in Chinatown geboren, wo sich die zweite Generation der nach Amerika eingewanderter Chinesen gerade so amerikanisch als möglich gibt, um dem Verdacht mit dem in Amerika gefürchteten Kommunismus in Kontakt zu stehen und der Ausweisung außer Landes zu entgehen. Lilys beste Schulfreundin Shirley gibt sich voller Enthusiasmus einer amerikanischen Wahl zu Miss Chinatown hin. Die Papiere, welche Lilys Vater als Amerikaner ausweisen, wurden konfisziert, obwohl er sich als Soldat im 2. Weltkrieg verdient gemacht hat und über die Grenzen von Chinatown hinweg als renommierter Arzt arbeitet.
Malina Lo hat gründlich recherchiert. Souverän macht sie die Restriktionen der McCarthy Ära und das chinesische wie queere Leben jener Zeit lebendig. Sprachlich bleibt ihr Storyboard schlicht und ohne unerwarteten Wendungen. Von der Liebe entflammt bis zur Entdeckung und Verbannung, die Lily nach ihrem Coming Out von der eigenen Familie erfährt - Homophobie und rassistische Anspielungen wie die Ansprache Lilys als „chinesiche Puppe“ gehörten zu Liliys Alltag. Ein Baustein des Wissens, ein kurzweiliger Unterhaltungsroman für laue Sommernächte, ein Coming of Age für Jugendliche, junge Erwachsene und Leserinnen jeden Alters, ein Buch zum Abtauchen.