Leeuwens Bücher sind kleine Gesamtkunstwerke. In ganz eigener Rhythmik präsentiert sie ihre Geschichte in Text und Bild von unterschiedlichster Gewichtung auf den Doppelseiten. Sie erzählt von Jona, die ihre Nachmittage beim Vater im einzigen Hochhaus der Stadt verbringt. Nahezu unbemerkt, denn sie bewegt sich an diesem Ort, an dem gearbeitet wird und Kinder unerwünscht sind, sehr schön still, bis ihr Vater sie am Abend zum Essen ins Restaurant mitnimmt. Auch er ist ein viel beschäftigter Mann, der seiner Tochter nur wenig Aufmerksamkeit schenkt. So erkundet Jona eigenständig das dreißigstöckige Bürogebäude und entdeckt seinen interessantesten Ort: das Flachdach. Hier träumt sie in die Wolken. Als sie wieder erwacht, ist die Stadt und das Gebäude wegen eines Wassereinbruches evakuiert worden. Wir begleiten Jona in ihrer Pfiffigkeit, sich bemerkbar zu machen und die Tage bis zu ihrer Rettung sich selbst zu helfen. Dieser Kinderroman ist ein fließendes Gedankenspiel, eine kindliche Auseinandersetzung mit der Welt, die immer wieder staunen lässt. Jonas Lösungen sind von entwaffnender Logik und inspirierender Fantasie. Begegnungen mit Erwachsenen setzen die Welt immer leicht ins Absurde, in der sich Traurigkeit und Witz gleichermaßen ausbreiten. Jona ist eine Überlebenskünstlerin, ein starkes Mädchen, stark in der Katastrophe, aber noch viel stärker im Alltag ihres bisherigen Lebens. Nur das nimmt kaum jemand wahr.
Joke van Leeuwen hat die Selbstwirksamkeit, die Kinder heute im Leben brauchen, hier in einem knappen Text mit großer Kunstfertigkeit eingefangen.