1911 reist Albert Einstein mit seiner Familie nach Prag. Er folgt einem Lehrauftrag an die älteste Universität Europas. Gesichert ist, dass Kafka sich bei seinem Vortrag am 24. Mai 1911 unter den Zuhörenden befand.
Weder Kafka noch Einstein hatten damals das Standing, mit dem sie später in die Geschichte eingehen würden. Sie sind gerade mal 28 und 32 Jahre alt. Beide verbindet eine Obsession: Die Suche nach der "wahren Wahrheit". Einstein trägt Karo und Pfeife wie Sherlock Holmes und Kafka seine geschlossenen Augenbrauen über der Nase im scharfgeschnittenen, schmalen Gesicht.
Schemenhaft lässt Krimstein seine Gesichter aus dem erdigen Schatten hervortreten. Dann wieder stechen sie aus dem lichten Blau des Himmel, des klaren Wassers hervor. Wird es Ernst, mischt Krimstein ein dunkles grün hinzu. Einsteins neuem Naturgesetz schenken Wenige Beachtung. Nur Widersacher wie Max Abraham verwenden viel Zeit darauf, Einsteins Gedankenexperimente als irrsinnig abzustempeln, während Kafka mit seinem Freund Max Brodt im Schwimmbad seine Bahnen zieht und die literarische Moderne gedanklich in Worte gießt.
Krimstein umrahmt die Begegnungen zwischen Einstein und Kafka mit Szenen aus Carrols Alice im Wunderland und positioniert beide in einen Schwebezustand zwischen der illustren Teegesellschaft von Berta Fanta, dem weißen Kaninchen und der Grinsekatze. Sie sitzt in einem Baum. Die Verrücktheit der Welt spiegelt sie im Gespräch mit Einstein von oben herab, derweil er in stattlichem Admiralskostüm samt Säbel, wie es die Konventionen der k. u. k. Monarchie beim Antritt des Lehrstuhls verlangen, darunter flanierend seine Gedanken sammelt.
Das alles kommt uns keinesfalls seltsam vor, schließlich führt auch ein Skelett durch die Geschichte. Was hat der Tod von der astronomischen Uhr in Prag mit der Moderne zu tun?
Krimstein legt nach „Die drei Leben der Hannah Arendt“ erneut eine vielschichtige Graphic Novel vor und gibt uns weit mehr Rätsel auf, als Einsteins berühmte Erkenntnis, dass Gravitation keine Kraft ist, die uns aus der newtonschen dritten in die vierte Dimension des Raumes katapultiert.
In einer Reihe von anschaulich in die Geschichte eingebauten Experimenten gibt er uns die Chance ganz unbeschwert in das die Physik bis heute revolutionierende Naturgesetz der Äquivalenz von Gravitation und Beschleunigung einzutauchen. Für Krimstein sind Einstein und Kafka, die in den Jahren 1911-12 in Prag aufeinandertreffen, seelenverwandt. Und so wie bei Einstein Zeit und Raum verschmelzen, werden auch ihre markanten Gesichter zu einem.
Krimstein serviert einen Krimi nach Beweisen für „die Gestalt des Kosmos und die Architektur der Zeit“ bei dem es letztendlich um nichts weniger, als den Sinn des Lebens geht.
Illustriert von Ken Krimstein
Übersetzt von Nadine Püschel
2025
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Ok, wir hatten keinen Elefanten zur Hand. Und auch keine Erdnuss. Aber wahrscheinlich fehlte einfach nur die Moldau um 1911/12, wo sich Einstein und Kafka trafen. Ich hatte diese neue Graphic Novel verschlungen und keiner wollte mir glauben....
Regen euch tolle Bücher auch zum Experimentieren an? Love it!