Wir laden in unseren Hinterhofgarten zu Lesung mit Autor, Tänzer und Choreograf Jochen Heckemann. Bei schlechtem Wetter spielen wir im Buchpalast.
Foto © Jacqueline Beck
* 1968 wuchs im Schwarzwald auf und studierte nach dem Abitur Klassischen und Zeitgenössischen Tanz in Paris. Als Tänzer, Pädagoge und Choreograf ist er weltweit tätig, in Zürich leitete er ein eigenes Ensemble, er war Ballettdirektor in Augsburg und zuletzt Künstlerischer Direktor der Höheren Fachschule für Bühnentanz in Zürich. Für sein Tanzschaffen wurde er vielfach ausgezeichnet. Das Schreiben ist seine zweite Leidenschaft. Veröffentlichungen sind in Anthologien, Magazinen und Programmheften erschienen. U. a. erhielt er 2008 den Mannheimer Literaturpreis. Sein erster Roman tanzen fallen fliegen erschien im Herbst 2024.
Eintritt: € 8.-
Um Anmeldung wird gebeten.
Die Veranstaltung wird gefördert von
Julian lebt in Paris und studiert Tanz. Die Musik erweckt seinen Körper zum Leben. Klassisch, modern oder in wilden Rhythmen nachts in den Clubs. Energiegeladen und ohne Berührungsängste probiert er sich aus, seinen Körper und seine Liebe, die er Jungs wie Mädchen schenkt. Für den lebenshungrigen jungen Mann, der seine Kindheit abgeschieden im Südschwarzwald verbracht hat und im Herbst 1989 nicht in Deutschland lebt, sind Weltereignisse wie der Mauerfall gerade nebensächlich.
Sein Vater Heiner ist aus ganz anderem Holz geschnitzt. Im passiven Bewusstsein prägt die NS-Vergangenheit sein Leben. Anders als sein extrovertierter Sohn lebt Heiner mit seinem Handicap, einem gefühllosen Arm, ein zurückgezogenes Leben in seinem Elternhaus. Er ist ein Sammler der Erinnerungen. Mit ihm tauchen wir in die beklemmende Sprachlosigkeit und Enge ein, die die Kriegs- und Nachkriegszeit mit sich bringt. Sie wird von einem Regiment von Akuratesse, Ordnung und Kontrolle überdeckt.
Nach dem Tod seines Vaters stößt Heiner auf ein Familiengeheimnis, das ihn in Bewegung setzt. Unerwartet taucht er bei Julian in Paris auf und wird von seinem Sohn kurzerhand zu einem Vortanzen nach Berlin mitgenommen. Im wiedervereinigten Freudentaumel wird er sich auf Spurensuche begeben.
Die Vater-Sohn Geschichte wird aus wechselnder Perspektive erzählt und öffnet sich in einen intergenerationellen Kontext, der das gesamte 20. Jahrhundert umspannt. Den Einblick in das Familiennarrativ, gibt Heckmann mittles eingestreuter Chronologie, die er augenzwinkert mit Ereignissen füllt und fokussiert.
Auf seiner Bahnfahrt nach Paris macht Heiner Bekanntschaft mit Louise, einer Französin mit deutschen Wurzeln, die Deutschland verlassen musste. Beide verbindet der Graben, den die Geschichte innerhalb ihrer Familien aufgeworfen hat. Louise versteht sich in der Belebung von Heiners mentaler Taubheit, weit über die Dysfunktionalistät seines Armes hinaus.
Heckmann, selbst Tänzer und Choreograf, aufgewachsen im Südschwarzwald und zum Studium nach Paris gezogen, gestaltet die Zeitebenen und Räume mit großer Authentizität und Liebe zum Detail.
Julians Tanz und seinem Blick auf die Welt haucht er mit beeindruckender visueller und olfaktorischer Sensibilität bis in die Zehenspitzen Leben ein. Die Tanzszenen verführen zum Leben für die Moment und bergen die Freiheit in der nur der eigene Herzschlag zählt. Sie sprühen vor Hoffnung und färben auf das gesamte Familienbild ab.
Dass sich hier schon die Kriegskinder mit ihrer Familiengeschichte auseinandersetzen, bleibt ungewöhnlich. Julians Leben macht die Erkenntnis und das Verständnis seines Vaters leichter. Selbst wenn er sich als berufener Lebensassistent seines Vaters manchmal weit aus dem Fenster hängt, die Akzeptanz und Liebe zwischen Vater und Sohn streichelt die Seele und hallt lange nach.
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