Mitten ins Leben geworfen

Das Buch wirft mitten in ein Hochhausleben im Berliner Plattenbau und in die Geschichten der Menschen, die hinter den Türen der vielen Stockwerke leben. Im Mittelpunkt steht Wanda eine alleinerziehende Mutter mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie, die sich nicht damit zufrieden gibt, dass ihr Leben für immer im achtzehnten Stock stattfindet. Aber da ist Aylins Mama, die sich ihr Leben schön reden kann, und Ming, Mutter von Zwillingsbabys, die auf den falschen Mann gesetzt hat, und Esther, die Yoga praktiziert und gern Klartext redet .

Die Frauen sitzen im Schatten der Hochhäuser, während Aylin und Karlie im Hof spielen, sie trinken, rauchen und lamentieren über die falschen und richtigen Typen, über ihr Leben und ihre Träume. Die von Wanda belächeln alle anderen, denn der Wunsch, Schauspielerin zu werden, treibt sie raus aus dem Hochhaus. Erst zu einem Agenten, dann zum ersten Casting und dem ersten Abend unter Künstlern im Bellman. Doch das Schicksal spiet ihr immer wieder dazwischen oder besser die Verantwortung als alleinerziehende Mutter. Karlie kommt ins Krankenhaus, ehe ein wichtiger Abend um ist, Karlie muss vom Kindergarten abgeholt werden, ehe der Dreh vorbei ist, die Schleife ist endlos. Die Leute im Hochhaus schütteln die Köpfe über Wanda und doch sind sie füreinander da. Bis der Tag kommt, an dem Wanda ein echter Durchbruch als Schauspielerin gelingt und sie dem achtzehnten Stock den Rücken kehren könnte.

Die Autorin schreibt so ehrlich und kraftvoll, die verschiedenen Charaktere sind jeder für sich und in seiner authentischen Sprache unverwechselbar, kaum einer jammert, jeder weiß, woran er ist, und der Zusammenhalt steht über allem. Wanda als Ich-Erzählerin lässt kaum eine Gefühlsregung aus, sie hofft, bangt, flucht, sehnt sich, ist egoistisch, dann wieder die zärtliche Mutter. Ein Leseerlebnis, das einem selbst durch die Türritzen so etwas wie Glück spüren lässt.