Lons Hörgeräte tragen nicht weiter auf, aber dass sich sein Sichtfeld immer weiter einschränkt ist nervig. Mal hat er Dinge im Raum nicht im Blick und eckt an, mal stolpern seine Füße. Gleißende Sonne wie Dämmerung und Dunkelheit machen ihm zu schaffen. Bei schlechtem Licht verliert Lon die Orientierung oder sieht die Welt wie wenn er verkehrt herum durch ein Fernrohr späht. Dagegen kann man nichts machen. All das gehört zu einer sehr selten Krankheit. Lon möchte so lange wie möglich "normal" sein. Also sagt er zu niemandem ein Wort. Nicht zu seinen besten Freunden Oscar und Nelly, die ihn seit dem Kindergarten begleiten. Nicht zu seiner Familie. Nicht zu Tina, die auf Klassenfahrt irgendwie immer da ist, wenn er Hilfe braucht und auch nicht zu Merle, die senibelste von allen. Hat sie ihn durchschaut? Denn langsam gehen Lon die Ausreden aus. Warum will er nicht auf Radtour oder ins Meer? Ganz und gar nicht pathetisch berichtet Fessel aus dem besonderen Leben eines Teenagers. Die Klassenfahrt entfacht divers pubertäre Liebeleien, die zwischen Lon und Damian am Ende einen Höhepunkt finden, gerade als Lon beschlossen hat, seine Mutter einzuweihen und er sich damit von etwas befreit, das viel schwerer auf ihm gelastet hat, als er sich eingestehen wollte. Und vielleicht erweist sich Damians Hund, der nach vielen Übungsstunden durch die Assistenzhundeprüfung gefallen ist, weil er auffrisst, was apportiert werden soll, für Lon neben Damian selbst als Sicherheit gebender Begleiter. Lons Lebens-Zuversicht imponiert und öffnet unsere Herzen.