Über die Terrasse des Palazzos, in dem Hannah Kiel wohnt, ziehen die Deutschen Besatzer ihre Gefechtslinie. Fünf Jahr zuvor ist Kiel über Stationen in München und Berlin für ein Stipendium auf den Hügel nördlich von Florenz gezogen. Die vielseitig Begabte arbeitet journalistisch, literarisch und kunsthistorisch. Zu ihrem Freundeskreis zählte die Familie Mann, deren Mitglieder sie auf ihrer Flucht in der Schweiz beherbergt, Renée Sintenis und Kurt Wolff.
Die Deutschen regieren in Fiesole mit gnadenloser Macht, Gewalt und Willkür über die Bewohner. Kiel kommt die Rolle der Dolmetscherin zu. In ihrer Chronik erleben wir diese letzten Kriegswochen aus der Sicht der Ich-Erzählerin, die sich als Mittelfrau diplomatisch unerschrocken und mutig für ihre Mitbewohner einsetzt und mehr als einmal nur knapp dem Tod entrinnt. Kiel schreibt die Ereignisse, die sie literarisch fließen lässt und selten genaue Zeitpunkte benennt, im Jahr nach dem Geschehen auf. Sie führt uns die Menschen, insbesondere die Wehrmachtsoffiziere bemerkenswert individuell und lebendig vor Augen. Kiel gelingt eine berührende Mischung aus kaltblütiger Zerstörung und Grauen und warmherzigem Zusammenhalt und Menschlichkeit in einer außerordentlichen Lebenssituation.
Herausgeberin Eva-Maria Thüne hat Kiels Chronik in einer 1986 erschienen italienischen Fassung in einer Florentiner Bibliothek entdeckt und einen Schatz gehoben, der uns nun erstmalig in schmucker Ausstattung mit einem bigoraphischen Einblick in Hanna Kiels Leben und zahlreichen Bildern in seiner deutschen Originalversion zugänglich ist. Eine Entdeckung!