Phytopia Plus bietet Angestellten der Drosera AG kostengünstige Angebote, das Bewusstsein versterbender Familienmitglieder in Pflanzenzellen zu speichern. Mit 175000€ können diese dann der geistigen Unsterblichkeit näher rücken. Zerbes Roman spielt in nahegelegener, dystopischer Zeit. Ob und wann diese Bewusstseinsdaten sinnvoll wieder ausgelesen werden können wird nicht ganz klar.
Für das Wohlergehen dieser manipulierten Pflanzen in den Gewächshäusern der Drosera AG sorgt Aushilfsgärtnerin Aylin. Ihre Vorgesetzte ist eine KI und natürlich kommt der Moment, an dem sie Ge- und Verbote umgeht und den jungen Trieb einer dieser Pflanzen mit nach Hause nimmt. Die Gärtnerei liegt ihr und im Hamburg um 2040 kann man Kapital daraus schlagen. Ihre kleine Wohnung gleicht einer Anzuchtsstation. Die Sprößlinge verkauft sie im Internet. Das Zubrot bessert ihr schmales Gehalt auf. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist groß und manifestiert sich deutlich im Lebensstil von Nord- und Südstädtern, die kaum mehr Berührungspunkte miteinander haben.
Zerbe dosiert Personal und Handlungsraum sparsam. Dem "Kiezroman" nimmt man die futuristischen Details wie selbstverständlich ab. Erstaunlich kreativ geht Aylin mit dem Mangel in ihrem kleinen Leben um. Die stille Heldin ist aufmerksam, die Widerständlerin ist sich ihres Mutes nicht immer bewusst. Die beste Voraussetzung für die Entwicklung und Umsetzung von erfolgreicher Überlebensstrategien bei denen einige Fragen offen bleiben. Ganz wie im echten Leben.