Obwohl es in dem Buch hauptsächlich um Traurigkeit geht, gibt es oft etwas zum Lachen oder Schmunzeln. Es geht um den 13jährigen Leon. Er fährt jeden Tag an einer Kreuzung vorbei, auf der ein Kreuz steht, weil dort ein 23jähriger Lukas an einem Fahrradunfall gestorben ist. Über dieses Thema hält Leon im Ethikunterricht ein Referat, welches aber ziemlich daneben geht. Glücklicherweise gibt seine Lehrerin ihm eine zweite Chance wegen Themaverfehlung, sodass dieser nun über den ganzen Unfall Nachforschungen anstellt. Dabei hilft ihm ein Freund, Rouven. Zusammen stellen sie sich die Fragen wie es ist, Tod zu sein und wer eigentlich wöchentlich die Blumen an das Kreuz stellt. Antonia, 13 Jahre
Wenn Mädchen Händchen halten ist das ganz normal. Mit dieser Geste bekunden sie ihre beste Mädchenfreundschaft. Doch wie sieht es aus, wenn zwei Jungen beste Freunde sind? Intensive Jungsfreundschaften machen sich rar in der Jugendliteratur. Leon und Rouven finden über die Sache mit dem Holzkreuz an der Straßenkreuzung zueinander. Leon hat es sich für ein Ethikreferat ausgesucht. Dieser Ort zieht den sensiblen Jungen, der oft nah am Wasser gebaut ist, magisch an. Ein junger Mann kam hier mit seinem Fahrrad im Straßenverkehr ums Leben. Jede Woche bringt jemand frische Blumen. Wer stellt sie dort hin? Der stille Einzelgänger Rouven bietet Leon unverhofft seine Hilfe bei der Recherche an. Was genau ist hier passiert und was passiert an diesem Ort heute? Gibt es einen Schuldigen, oder war alles einfach Schicksal? „Das Schicksal kann ein Arschloch sein“, befinden die Jungs und ein Leben kann schnell zu Ende gehen. Wie schafft man es, alt zu werden und „wer sagt, dass wir es schaffen?“
Das Gesamtpaket, das sich Leben nennt, ist von Volker Surmann hier aufs Feinste verschnürt worden und es hält seine Überraschungen bereit. So erfahren Leon und Rouven von Menschen, die diesen Ort als Erinnerungsort für sich nutzen, ohne den Verstorbenen gekannt zu haben. Und zeitgleich schwimmen wir mit Leons depressiven Schüben und Rouvens homosexuellen Gefühlen, seinen selbstzerstörerischen Hilferufen, in eine immer dichter werdende Jungsfreundschaft. Beide Jungs sind in psychologische Behandlung, doch die beste Medizin scheinen ihr Miteinander zu sein.
Das rundum überzeugendes Buch kommt locker und sprachlich souverän daher. Der Plot fließt leichterhand in fein austarierter Gewichtung durch ein variantenreiches Themenspektrum. Die starken Charaktere, die authentisch und nicht uncool, sensibel und offen füreinander agieren, tragen nicht zuletzt zum Herzklopfen und Andocken beim Lesen bei. Katrin Rüger