Der wunderschön, im Hagebutte Verlag edierte, Lyrikband hat es in sich. Das verbale Meer der Erinnerung wechselt mit Fotos und Dokumenten aus dem Familienfundus. Tonus Großeltern flüchteten 1927 von Italien nach Brasilien. Der Auto selbst, in Sao Paulo geboren, emigirierte vor dreißig Jahren nach Frankreich, wo er heute an der Sorbonne Professor für brasilianische Literatur ist.
Im Fokus seiner Texte stehen Fluchtgeschichten in denen das Wasser, das Meer, Orientierung, die Hoffnung, das Verloren sein und die Wellen des Erinnerns eine zentrale Rolle spielen. Seine Poesie fließt in der Schreibmaschinenschrift vertikal und horizontal aufs Papier. So drehen wir das Buch herum und herum und bewegen seine Aufzeichungen im Kopf. "1962, José Leonardo, 3 Jahre", lesen wir auf italienisch am Ende einer Reihe von Zeilen auf einem Stück Papier, auf dem die Großmutter die Namen und Geburtsdaten ihrer Enkel notierte. Das liegt über dem Abgrund. Wir tragen es in uns, können seiner zerstörerischen Kraft beiwohnen oder es beseelen.
Es liegt an uns, in der Zeit zu spazieren, auf oder unter den Wellen zu reiten, Worte der Menschlichkeit zu finden. Der berührende Band wurde aus vier Sprachen übersetzt. Auch hier ist dem Hagebutte Verlag ein kleines Kunstwerk gelungen.