Die ungewöhnliche Verbindung zwischen Wolf und Kaninchen nimmt im Waldkrankenhaus seinen Anfang, als es Kaninchens Tropfständer gelingt, eine Kugel der Jäger abzuwehren. Unverhofft rettet es damit dem Wolf das Leben und der Wolfskodex greift. Nun muss der Wolf dem „Nager“ auch einmal das Leben retten. So nimmt er das Kaninchen und seine medizinische Behandlung samt Tropfständer auf seine Flucht vor den Jägern ins Schlepptau. Der Tropfständer als Multifunktionswerkzeug wird vielfach in Einsatz kommen. Für die Bemitleidung eines Kranken bleibt wenig Zeit. Mit viel Improvisationgeschick kommen beide über die Runden. Inmitten aller Turbulenzen gibt es zwischen Wolf und Kaninchen immer mehr herzergreifende Momente. Wolf organisiert dem Häschen erst eine Mütze, dann näht er ein ganzes, kleines Kostümchen mit Wolfsschwanz, als Ersatz für Kaninchens im Fahrtwind entschwindendes Fell. In diesem verspielten rambazamba Roadtrip ohne Road steckt einiges, was eine Chemotherapie mit sich bringt, stelle ich mir als Außenstehende vor: Der Kampf um das Leben, das Lachen in verzweifelten Momenten, der Mut das nächste Stück Strecke zu meistern, das Glück des Augenblicks, die Intensität des Lebens, die innige Beziehung zu wichtigen Begleitern. Ein Dschungel vieler sich wechselnder Gefühle, denen der Wolf mit bestaunenswertem Pragmatismus entgegenhält. Die Illustration folgen einer klaren Bildsprache und bieten eine gut überschaubare Lesbarkeit ebenso wie der nur sparsam ergänzende Text. So können Lesende sich die Figuren schnell erschließen. Eine erstaunliche Graphic Novel, die ohne Mitleidskarte das Herz öffnet. Egal wie verrückt das Leben spielt, wenn es am Tropf oder am seidenen Faden hängt - das ein oder andere Mal trifft es im übrigen auch den Wolf - halten zwei wie Pech und Schwefel zusammen. Das ist sehr tröstlich, macht irgendwie glücklich und kann auf viele andere Lebenssituationen übertragen werden.