"Ortlos" wird zu unserem Lieblingswort des Abends. Nicht heimatlos. Simone Kucher vermag mit ihrer Sprache zu verzaubern.
Das literarische Debut von Simone Kucher hat mich begeistert! In dem Roman „Die lichten Sommer“ erzählt sie von drei Generationen einer Familie in Tschechien und Deutschland. Nevenka und ihre Tochter Liz sind die zentralen Charaktere. Nevenka erlebt die Zeit des Zweiten Weltkrieges in Tschechien unter deutscher Besatzung, durch die sie von einer nahen Mädchenfreundschaft getragen wird. Da der Vater sich zum Deutschtum bekannte muss die Familie nach Kriegsende emigieren und kommt nach Deutschland. Hier wird Liz geboren, wir lernen sie als junges Mädchen kennen. Sie meint, ihren Platz in der Gesellschaft gefunden zu haben und erfährt doch immer wieder das Stigma des Flüchtlingskindes. Simone Kucher schreibt sehr feinfühlend und manche Geschehnisse müssen nicht detailliert beschrieben werden, um in all ihrer Tiefe verstanden zu sein. Mit diesem schmalen und intensiven Roman hat die Autorin mich sehr beeindruckt und an das Werk von Iris Wolff denken lassen.
Mit zarter doch bestimmter Stimme zieht uns Simone Kucher in ihrer Lesung in Bann und offenbart, wie sie entlang von Gesprächen mit iher Großmutter und Recherchen ihren Roman entwickelt hat.