Dem kleinen Kammerstück folgt man mit äußerster Faszination, denn die im eigenen Kopf so positiv besetzte Naturverbundenheit, der geheime Wunsch dem Kapitalismus eine Absage zu erteilen und sich aufs Land zurückzuziehen, bekommt hier, in der Praxis, gehörige Risse.
Madeleines Eltern haben einen alten Hof in Mecklenburg erworben. Lübeck liegt am Horizont und ist doch unerreichbar. Das familiäre Glück hält nur bis zur Geburt des vierten Kindes, dann verlässt der Vater den Hof. Die Mutter hilft ehrenamtlich in der Auffangstation des Dorfes, befreit misshandelte Hunde und gibt kranken Tieren ein vorübergehendes Zuhause. Mit zahllosen Hunden, Katzen, Schweinen und Ziegen, Eule und Schwan, Ratten und Mäusen teilt Madeleine ihren Wohnraum. Dem verfallenden Hof und ihren Kindern widmet sie deutlich weniger Aufmerksamkeit. Geld ist nie vorhanden. Brennholz ebenso wenig wie ein Badezimmer im Haus. Selbstwirksam entwickeln die Kinder Überlebensstrategien. Madeleines wichtigster Bezugspunkt ihre jüngere Schwester Ronja. Unglaublich wie die beiden ihr Leben meistern. Die selten erzählte Variante familiären Landlebens brennt sich in unsere Netzhaut wie ein Kinofilm. Berührend bis in die kleinsten Details.
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