Marzia, 14, dokumentiert die Flucht ihrer Familie aus der Ukraine. Gerade als im Februar das langersehnte Stockbett für die Kinder eintrifft, packt die Familie Hals über Kopf alles zusammen. Im Auto geht es eingepfercht zwischen Koffern und Taschen an kalten Wintertagen mit fünf Personen gen Westen. Großvater sitzt am Steuer. Über seine Wahl des Weges geraten die Familienmitglieder beständig in Streit, während der Krieg am Straßenrand liegt. Alles dreht sich im Kreis. Die Szenerie ist grotesk und steigert sich ins kafkaeske. Da Marzia, die Chronistin, kein Schreibpapier besitzt, schreibt sie auf der Anleitung zum Aufbau des Stockbettes. Die skurile Übersetzung aus einer anderen Sprache mischt sich in ihren Text.
Das Geschriebene gibt Marzia im letzten Motel ihres Landes einem Schriftsteller zur Aufbewahrung. Sollte er von ihr nichts mehr hören, darf er die Umschläge öffnen. Hieraus entspinnt sich eine weitere Ebene dieser Geschichte. Vieles bleibt im Dunkeln, vieles könnte auch ganz anders gewesen sein. Der sprachverspielte Text, in grandioser Übersetzung von Olga Radetzkaja und Henriette Reiser entstand aus einem Schreibprojekt einer 15 jährigen Schülerin mit einem ukrainischen Schriftsteller, deren Namen hier nicht genannt werden.
Der surreale Text gibt gefühlsintensive, unmittelbare Eindrücke vom Leben und Leiden im Schwebezustand, im Niemandsland des Krieges, in dem die Gedanken rasen und die Zeit stillsteht. Wir werden Teil einer beklemmende Gegenwart in der die Zukunft nicht erreichbar scheint.