Moritz und Karl sind Zwillingsbrüder. Sie halten zusammen, auch wenn das für Mo einfacher ist, als für Karl. Seine Eltern haben ihm, dem 12-jährigen Karl, die Aufgabe übertragen, nachmittags, bis Mama von der Arbeit kommt, auf seinen geistig beeinträchtigten Bruder achtzugeben. Diese gemeinsamen Nachmittage gestalten sich oft unverhofft, denn Mo hat ein starkes und emotionales Wesen. Der zurückhaltende Karl liebt diesen Wesenszug, wenn er mit dem unerschrocken Mo eine Höhle erkundet, er hasst es aber auch, wenn Mo ausrastet oder Dinge tut, die er oberpeinlich findet. Und manchmal möchte er einfach nachmittags tun und lassen, was er will. Aber seine Mutter ist immer wieder nur in Sorge um Mo, Mo und Mo. Nie scheint sie seine Bedürfnisse zu sehen. Selbst wenn Scherz die Geschichte aus Sicht von Karl erzählt, gestaltet er sie so plakativ nicht. In Karl glimmen viele Ambivalenzen, die das Leben mit Mo mit sich bringen und er ist bei Weitem kein Außenseiter. Scherz schreibt überzeugend authentisch, wie sich alle mit der besonderen Situation arrangieren und mit und durch Mo eben anders aus dem Leben schöpfen als Andere. Und alle diejenigen, die Karl seine Freunde nennt, werden sich auch mit Mo anfreunden, denn Karl und Mo sind Zwillingsbrüder und unzertrennlich. Scherz, der hier gut recherchiert hat, gelingt ein Text der Mut macht, der das Ungewöhnliche auf die Stufe einer nur anderen Normalität stellt, die ebenso wie alles im Leben, das Glück in sich birgt.